Presse

Kleingärtner hören Neues über Obst- und Beerensorten  

2Horst-Walter Balke (links) und Rolf Krämer

Am 1. Juni  hatte der Bezirksfachberater Horst- Walter Balke des Bezirksverband  Lippe der Kleingärtner seine Mitglieder zu einem Fachvortrag über neue Obst- und Beerensorten in die Kleingartenanlage Vogelsang in Lemgo eingeladen.
Fachreferent des Abends war Rolf Krämer von der Baumschule Krämer in Detmold, der die Kleingärtner auf den neuesten Stand der Züchtungen bringen wollte.

Ca. 90% der in der BRD Deutschland verkauften Bäume sind auf Schwachwachsenden Unterlagen veredelt. Nur Neuseeland baut noch Großwachsende Bäume an. In der Zeit der älter werdenden Generationen ist allein schon aus Pflegegründen der Trend zu Kleinwachsenden Bäumen zu  beobachten.Geschützte Obstsorten, die man in den Supermärkten kaufen kann, sind aus Kostengründen in keiner Baumschule zu finden.

Um gesundes Obst ernten zu können, ist auf die ausgewogene Schnitttechnik zu achten, das   heißt, ein ausgewogenes Verhältnis von Ästen zu Wurzeln. Wer jedes Jahr seine Obstbäume stark schneidet, wird nur wenig Obst ernten können. Damit ein Kleingärtner nicht die Lust am Anbau von Obst verliert, ist es auch ratsam, das z.B. zur Abwehr von Läusen zugelassene Mittel für den Haus- Kleingarten zur Anwendung kommen.In der Auswahl der Obstbaumunterlagen zur Veredelung gibt es heutzutage ein so großes Angebot, das der Kleingärtner gut beraten ist, sich an den Erzeuger oder Die Baumschule zu wenden, was bei den verschiedensten Bodenverhältnissen für gerade seinen Garten das optionale ist.

Genau so sieht es bei der Fruchtbarkeit von Obstbäumen aus. Einige der heute angebotenen Obstbäume brauchen, um Früchte tragen zu können, eine Befruchtersorte. Auch in diesem Fall ist die Markenbaumschule der richtige Ansprechpartner, oder der Fachberater des Kleingärtnervereines.

Als neuestes Produkt der Fa. Krämer ist der Kinder- Apfelbaum zu nennen, der zum Ende des Sommers zu kaufen sein wird: Er vereint mehrere Apfelsorten auf einem Baum, der schwachwüchsig  veredelt ist, und Apfelsorten trägt, die durch Versuche mit Kindern wohlschmeckend sind.

Als Alternative zum Birnenobst, was allerdings zur Zeit in Lippe sehr stark vom Birnengitterrost befallen ist, kann die Nashi- Birne empfohlen werden, die schon in vielen Sorten im Handel ist. Diese Nashi- Birne wird bis jetzt nicht von dem gefürchteten Pilz befallen.
 Auch bei den Beerensträuchern gibt es Neues auf dem Markt, was der Kleingärtner mal auf seinem gepachteten Grundstück ausprobieren könnte. Sorten, die zumindest tolerant gegen den Mehltau an Stachelbeeren sind, sind im Handel, aber auch viele verschiedene Neuzüchtungen.

Text: Horst-Walter Balke

 

 

Ab in den Garten

Das INTERVIEW mit Kleingärtnerfachberater Horst-Walter Balke aus Lemgo

1

Lemgo (te). Es geht los. Kohlrabi und Co. sollen in die Erde. 600 organisierte Kleingärtner gibt es im
Kleingartenbezirk Lippe, gebildet durch neun Vereine in Lemgo und Detmold. Seit 26 Jahren ist Horst-Walter Balke (52)
einer von ihnen - mit eigener Parzelle, 400 Quadratmeter groß. Im Kleingartenverein Lemgo-Vogelsang, dessen
Vorsitzender Balke auch ist. Und außerdem ist er Fachberater des Bezirks.
Ein Gespräch am Tisch der Laube.
 
Herr Balke, was macht ein Kleingartenfachberater?
Horst-Walter Balke: Neuerungen an die Kleingärtner weiter geben. Zum Beispiel gesetzliche Regelungen. Aber auch, wie man Bäume schneidet, was man anpflanzt und dass man eine Fruchtfolge einhält zum Beispiel.
 
Welche Eigenschaften muss ein Kleingärtner haben?
Balke: Interesse an der Natur, alles andere kann man erlernen.

Was das Gärtnerische angeht. Aber welche menschlichen Eigenschaften muss ein Kleingärtner haben - Sinn für Humor, Spaß an Geselligkeit?
Balke: Das müssen sie nicht, das sollten sie aber. Das ist ein Verein wie jeder andere auch.

Aber auf der Parzelle arbeitet doch jeder für sich?
Balke: Ja, aber ein Kleingärtner muss auch Aufgaben für alle anderen wahrnehmen, zum Beispiel Rasen mähen. Bei uns hier hat jeder seine feste Aufgabe. Von der Oma, die die Blumen gießt, bis zu anderen, die Hecken schneiden.

Was macht die Kleingärtnerei für Sie persönlich aus?
Balke: Ich habe eine Mietwohnung, und für mich ist das der Ausgleich zum Beruf, mich nach der Arbeit in der Natur aufhalten zu können.

Was bereitet Ihnen denn da den meisten Spaß?
Balke: Wenn jetzt im Frühjahr alles beginnt zu sprießen. Die Knospen und die Blüte der Bäume zu beobachten und alles wachsen zu sehen.

Kommt da nicht mitunter der Gedanke: Puh, jetzt muss ich graben und hier rumbuckeln, statt mich auszuruhen?
Balke: Nein, dieser Gedanke ist mir noch nicht gekommen. Ich wäre im Gegenteil gern schon weiter als es die Witterung derzeit zulässt.

Scharren alle schon mit den Hufen?
Balke: Ja. Die Kleingärtner sind schon angefangen, sie haben Zuhause schon Samen ausgesät. Ich habe ein Gewächshaus auf dem Balkon stehen.

Gibts da auch so einen kleinen Wettbewerb, wer der erste ist?
Balke: Offiziell gibt es das in Lippe nicht, auch nicht, wer das größte Gemüse hat. Im Landesverband ist das anders. Aber dass manche schneller sein
wollen als andere, das gibt es schon. Einer hat mir bereits erzählt, dass er den Mist zum Düngen schon untergegraben hat.

Ein rechter Kleingarten ist...?
Balke: Ein Kleingarten ist ein Garten, der nach dem Bundeskleingartengesetz dem Anbau von Obst und Gemüse, Blumen und Stauden und der persönlichen Erholung dient. Wobei die Fläche etwa in Drittel aufgeteilt ist. Man muss also auch Obst und Gemüse ziehen. Sonst verlieren wir den gesetzlichen Schutz und damit die Pachtpreisbindung. Hier liegt der Pachtpreis zum Beispiel bei 50 Euro pro Jahr, zuzüglich allgemeiner Kosten.

Wie ist denn so das Interesse junger Menschen?
Balke: Im Augenblick nimmt es zu. Bei uns in der Anlage hat es sich zwar noch nicht stark bemerkbar gemacht, aber ich habe jetzt eine Mutter mit ihrem 15-jährigen Sohn in den Verein aufgenommen, da wollte der Sohn den Garten haben. Und er hat auch schon Kohlrabi gepflanzt. Ansonsten überwiegt aber die Zahl der älteren.

Vielleicht, weil die jüngere Generation überwiegend alles im Supermarkt oder im Bio-Laden kauft. Mit welchen Gefühlen betrachten Sie das?
Balke: Da geht uns etwas verloren. Wenn man sieht, wie dieses Gemüse oft belastet ist, sollte man sich doch eher auf sein eigenes Gemüse verlassen. Und deshalb kommen auch junge Menschen wieder verstärkt darauf zurück, auch wenn das selbst gezogene dann nicht die 1-a-Qualität ist wie im Supermarkt. Chemie gibt es im Kleingarten annähernd nicht mehr. In unserer Vereinssatzung ist chemischer Pflanzenschutz nur im äußersten Notfall zugelassen. Und die Kleingärtner haben das auch verstanden. Sie wollen gesundes Gemüse haben.

Was steht jetzt an, nach dem langen Winter, der ja wahrscheinlich viel Wachstum bisher verhindert hat?
Balke: Der Winter hat weniger geschadet. Im Gegenteil, durch den langen Frost sind viele Insekten abgetötet worden. Der Regen, der jetzt den Boden verschlammt, schadet mehr. Als erstes wäre es daher gut, den Boden aufzulockern.

Graben, hacken, fräsen?
Balke: Am besten nicht umgraben, nur bei schweren Böden. Sonst sollte man den Boden nur mit einem ,Sauzahn' lockern.

Und womit legt man dann los?
Balke: Zum Beispiel mit dicken Bohnen. Salat kann man pflanzen, Kartoffeln. Und wenn die Nachtfröste ganz vorbei sind, nach den Eisheiligen, dann können die frostgefährdeten Sachen heraus.

Gehen Sie dabei nach einer bestimmten Philosophie vor?
Balke: Nach dem, was ich mir im Winter aufgeschrieben habe, um einen guten gärtnerischen Erfolg zu haben.

Was ist denn da so neu in dieser Saison?
Balke: Ich probiere meist neue Sorten im Vergleich zu althergebrachten aus und schaue, ob sie höheren Ertrag bringen. Dazu prüfe ich auch, ob der Erfolg größer wird, wenn ich mit Dünger oder nur mit Kompost dünge. Meine Erfahrung ist, wenn man mit Kompost und Hornspänen arbeitet, hat man besseren Ertrag. Die Böden sind durch den früheren Blaukorn-Einsatz sehr überdüngt. Das sollte jeder selbst ausprobieren.

Was dürfte in ihrem Kleingarten auf gar keinen Fall fehlen?
Balke: Kartoffeln, Tomaten, Gurken, Bohnen und Kohl, den ess ich einfach gern.